Guttenberg hat sich mit einem außenpolitischen Pro-Israel-Papier zu Wort gemeldet und glaubt, damit die Position der Bundesregierung beeinflussen zu können. Oder vielleicht glaubt er es auch nicht und er will einfach nur Aufmerksamkeit, keine Ahnung. Inhaltlich stimme ich zu: Deutschland sollte, wenn es hart auf hart kommt, also wenn Irans Atomanlagen mit Bomben ausgeschaltet werden, Israel mit allen militärischen Mitteln unterstützen. Wie auch immer diese Unterstützung dann konkret aussieht.
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Guttenberg inhaltlich voll hinter diesem Papier steht, er also ohne Wenn und Aber pro Israel ist. Dabei ist es mir völlig egal, ob er dieses Papier komplett oder teilweise geschrieben hat oder ob er nur seine Unterschrift darunter gesetzt hat. Es geht hier um die politische Haltung. Bei politischen Papieren sind Plagiate komplett irrelevant — um mal etwaige Scherze schon vorwegzunehmen. Also: Sollte Guttenberg voll hinter diesem Papier stehen und glauben, er sei in der Lage, mit wissenschaftlichen Papieren die Haltung der Bundesregierung zu beeinflussen — dann irrt er sich gewaltig. (Wenn er das nicht glauben und nur sich des Themas bedienen sollte, um Stimmung für sich zu machen, dann wäre er ein ehrloser Crétin. Aber so gering denke noch nicht einmal ich von Guttenberg.) Im professionellen Berliner Politikbetrieb zählt ein Papier Guttenbergs heute nicht viel mehr als ein Papier von mir — also genau gar nicht. (Ich übertreibe vielleicht ein bisschen. Okay.)
Es gibt keine Rückkehr für Guttenberg ins politische Berlin. Jedenfalls noch nicht.
Guttenberg hat allerdings einen mächtigen Verbündeten: das Volk. Noch immer trauern Guttenberg viele Bürgerinnen und Bürger hinterher. Das darf jedeR nach Belieben gut oder schlecht finden, einerlei — es ist ein Fakt. Guttenbergs politisches Kapital ist sein Ansehen im Volk. Damit könnte er wuchern.
Und das heißt: Wenn Guttenberg wirklich die politische Debatte pro Israel beeinflussen will, dann muss er der „Bild” einen scharfen, eindeutigen und glasklaren Pro-Israel-Beitrag anbieten. Maximal eine halbe Seite, mehr nicht. Weniger geht auch. Das wäre ein Signal, das die Bundesregierung nicht ignorieren könnte. Weil das eine Relevanz hätte, die nicht mehr aus der Welt zu schaffen wäre.
Kurz und knapp: Mit wissenschaftlichen Papieren kann Guttenberg Israel nicht helfen. Mit Beiträgen in der „Bild” könnte er es. Guttenbergs Macht liegt im Volk, nicht in academia.