Einige FDP-Funktionäre finden es nicht so toll, dass die normalen FDP-Mitglieder mitreden wollen:
Liebe Frau xxx,
ich unterstütze den Mitgliederentscheid keinesfalls. Ich halte es für unverantwortlich, in einer derart schwierigen Frage wie die der Euro-Rettung die zu befragen, die zwar alle eine entschiedene Meinung, aber nur in einer ganz kleinen Minderheit die kompetente Fachkenntnis haben. Nein, so hochkomplexe Themen eignen sich nicht für Plebiszite, – auch wenn sie “nur” parteiintern sind. Hier qualifizierte Meinungen zu äußern, erfordert ein immenses Wissen über makroökonomische Zusammenhänge. Das kann das “Parteivolk” nicht leisten. Da können Sie gleich Zeitungskommentare auswerten.
Ich bin ziemlich entsetzt über dieses wohl nur als Wahlkampfmanöver zu sehende Vorhaben. Was machen Sie, wenn Ihnen die Antworten nicht in den Kram passen?
Ich grüße Sie – recht erzürnt – aus Franken.
Kurt Weber
PS: Diese eMail lesen einige TOPs der unterfränkischen FDP mit.
Kurt WEBER
Mitglied FDP-Bezirksvorstand Unterfranken
Inhaltlich teile ich die Ablehnung der Ziele des FDP-Mitgliederentscheids, der von Frank Schäffler angestrengt wurde; Schäffler übrigens ist ein sehr anständiger und grundehrlicher Mensch, der mit offenem Visier kämpft. Ich bin halt nicht seiner Meinung, das soll es ja geben in diesem Demokratie-Dings. Entsetzlich finde ich das Verhalten der FDP-Funktionäre bzw. das dahinterstehende Denken: in Wahrheit dürfen nämlich nicht alle Leute mitreden, sondern nur die Experten. Denn alles ist so kompliziert, ach, so schwierig! Da braucht man Experten, echte Experten. Am besten einen Expertenrat. Rat der Experten. Der wird natürlich nicht gewählt. Das wäre zu riskant. Denn da könnten ja die Falschen gewählt werden. Das ginge natürlich nicht. Das wäre schlimm. Nein, Demokratie, das machen wir nicht. Expertokratie ist da doch schöner. Da stören die dummen Bürger auch nicht.
Ohne damit das unsägliche Verhalten der Funktionärskohorten der FDP rechtfertigen oder relativieren zu wollen: Ich fürchte, wenn es um die Wurst (und die Diäten) geht, werden sich die Funktionäre in allen Parteien im Verhalten allenfalls graduell unterscheiden. Wissen kann ich’s nicht, vermuten schon…
Stimmt, wurde auch hier im Blog schon bearbeitet.
Ich finde es ja schon etwas sehr weit hergeholt, aus der Mail von „Kurt WEBER, Mitglied FDP-Bezirksvorstand Unterfranken” gleich die Haltung „der” FDP-Funktionäre zu ermitteln. Mit dem gleichen Recht müsste man sonst auch behaupten können: Alle Sozialdemokraten denken wie Thilo Sarrazin …
„Hier qualifizierte Meinungen zu äußern, erfordert ein immenses Wissen über makroökonomische Zusammenhänge.”
Das ist zunächst mal auch nur eine Meinung. Abegesehen davon, ist das schlicht falsch. Im DAF (Deutsches Anleger Fernsehen), wurde vor kurzem ein Beitrag gezeigt, indem ein 8‑jähriger Junge (!) imenses Börsenwissen an den Tag legte. Faszinierend und leicht verstörend zugleich.
Nun, wenn die Verantwortlichen das Thema für zu komplex halten, schlage ich einen vielleicht passenderen Ansatz: „Hey, Alter, ich verstehe dat net. Ich gehe den ganzen tag schaffe, und es reicht vorne un hinen nich.”
Die Politiker unterschätzen das Volk, am laufenden Band. S21 hat gezeigt, das die Bürger innnerhalb der kürzesten Zeit in der Lage sind, sich dem Experten-Niveau anzupassen. Das Problem ist da auch weniger „das ungebildete Volk”, viel mehr, und das ist auch bei S21 klar rausgekommen, fehlende Transparenz. Es werden Verträge ausgehalndelt , „Gutachten” erstellt, und keiner hat was gesehen.
Liber Herr Kurt Weber,
wenn Sie der Meinung sind, dass makroökonische Themen zu komplex für das Volk sind, dann empfele ich Ihnen einen kurzen Ausflug in eine beliebige Buchhandlung. Sie werden staunen was das Volk so alles liest. Darüber hinaus, halte ich Ihre aufklärische Leistung für einen schlechten Witz.
Machen Sie doch endlich Platz für echte Liberale, inkompetente Politiker, die sich für Geheimagenten halten, braucht Deutschland nicht.