Als Ergänzung zum anderen Eintrag, der den Dietmar Bartsch’schen Geistesblitz thematisierte, nun noch der Verweis auf einen aktuellen Artikel in der ZEIT, dem ich mich anschließen möchte:
Politik wird auf peinliche Weise dekonstruiert. Wegschauen, weghören möchte man. Was aber die Lafontainesche Variante angeht, muss man hinzufügen: Sie unterscheidet sich mittlerweile nicht mehr von Verschwörungsformeln und Feindbildern, die ebenso gut von rechtsaußen kommen könnten. Von welcher Seite aus Ressentiments gegen die »etablierte Politik« geschürt werden, ist aber herzlich egal. Lafontaine bewegt sich ins vordemokratische Abseits – Sprache drückt Denken aus. Höchste Zeit wurde es, die Notbremse zu ziehen. Und sei es aus Gründen der Selbstachtung.
Es ist wahr: so lange Oskar Lafantaine in der sogenannten Linkspartei etwas zu sagen hat, so lange kann es keine Koalition mit der SPD geben. Das weiß Lafontaine, und das wissen die führenden Köpfe der Linkspartei. Mit dem Saar-Napoleon gewinnt die Linkspartei keinen Blumentopf, im Gegenteil.
>Mit dem Saar-Napoleon gewinnt die Linkspartei keinen Blumentopf, im Gegenteil.
Man kann zu Lafontaine stehen wie man will, aber es ist traurig mitanzusehen, wie auch die nächste Generation Sozialdemokraten bereits vom „was bringt uns Stimmen, was nicht?”-Virus befallen ist. Der gestrige Parteitag war in dieser Hinsicht für mich ein echter Augenöffner, insbesondere was die lässige Beliebigkeit der SPD-Linken angeht. „Wenn’s nicht anders geht, ja dann muß man halt…” — Genau, das nenne ich zu seinen Überzeugungen stehen. Wahrlich eine Bravourleistung für einen Personenkreis, von dem man erwarten hätte können, dass er sich noch nicht in den Denkschemata des Establishments und den Strategemen einer Bürokratenpartei verfangen hat. Aber vielleicht bin ich ja auch nur naiv, wer weiß.
Ich weiß nicht so recht, was Du meinst. Ich bin kein Gegner von rot-rot-grünen Koalitionen — mit Lafontaine wird das aber nunmal nichts.
Ist es wieder soweit, dass wir von der „sogenannten Linkspartei” sprechen müssen?
Das ist doch peinlich. Da waren wir mal weiter.
Kommt über Lafontaine hinweg. Den ZEIT-Artikel halte ich nicht für ein journalistisches Meisterstück. Mir geht der Hass der Presse auf Lafontaine gehörig auf die Nerven, und ich bin keineswegs ein Fan dieses Mannes.
Wollte mal gucken, ob jemand darauf anspringt. ;-)
Mir geht einfach die Konzeptlosigkeit der Linkspartei auf die Nerven. Nur Anti ist halt zu wenig.
>Nur Anti ist halt zu wenig.
Nicht für eine Oppositionspartei. Die kann mit vollem Recht „anti” sein.
Aber der Vorwurf trifft es ja noch nicht einmal: die Linkspartei ist keineswegs nur „anti”. Im Gegenteil: woran sie zu zerbrechen droht, sind ja gerade die unterschiedlichen Weltentwürfe, die sie unter ihrem dach beherbergt. Von den Linken weiß ich ziemlich genau, was sie so alles wollen, insoferne kann man darüber auch diskutieren und alles mögliche verwerfen.
Bei der SPD hingegen weiß ich das nicht. Und erst recht nicht nach Steinmeiers Rede; ich weiß wohl, wofür die SPD alles nicht steht, für den „neoliberalen Kurs” von Schwarz-gelb zum Beispiel, was auch immer das auch genau sein mag, gemessen daran, dass die SPD ‑als sie die Macht dazu hatte — alles dafür gegeben hat, diesen Neoliberalismus noch zu befeuern.
Steinmeier hätte also den Opelanern in die Augen geschaut und ihnen NICHT gesagt, dass sie nicht systemrelevant wären? Er hätte es ihnen besser sagen sollen! „Ihr seid nicht systemrelevant, euer Unternehmen und eure Arbeitsplätze stehen in der Marktwirtschaft jederzeit zur Disposition. Und es waren MEINE Reformen, deretwegen ihr jetzt so richtig Angst haben müßt. Es waren nicht die Reformen der bösen Neoliberalen von CDU und FDP, sondern die der Herren Schröder und Steinmeier, weswegen ihr demnächst schon vielleicht einen Finanz-Striptease hinlegen dürft, euer Vermögen und euer Haus verliert, und eure private Existenz womöglich zerstört wird.” — Ja, ich kann schon verstehen, warum er ihnen das NICHT gesagt hat.
Möge ihm also ein langes Leben beschieden und er uns lange erhalten bleiben!
Dagegen habe ich nichts. Er sollte aber als Parteivorsitzender abtreten. ;)
OOOOOOOOHNOhne o